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Sachsen-Monitor 2017

Eine Karte von Sachsen mit Umfragebögen © Sächsische Staatskanzlei

Die Sächsische Staatsregierung stellte am 28. November 2017 zum zweiten Mal den jährlichen Sachsen-Monitor vor. Er umfasst die Ergebnisse einer landesweiten Umfrage sowie die Stellungnahme des eigens dafür gebildeten Beirates.

Für den Sachsen-Monitor 2017 wurden vom 27. Juli bis 24. August 2017 insgesamt 1.006 sächsische Bürger im Auftrag der Staatskanzlei befragt. Die Befragung führte das Institut dimap durch. Das Sonderthema 2017 ist der Umgang der Behörden mit den Bürgern.

Die Umfrage im Detail

  • Grundgesamtheit: Bevölkerung in Sachsen ab 18 Jahren
  • Art der Befragung: Computergestützte persönliche Interviews
  • Stichprobengröße: n=1.006
  • Erhebungszeitraum: 20. Juli bis 24. August 2017
  • Zufallsstichprobe
  • Gewichtung nach Alter und Geschlecht

Ergebnisse

Hinweis: Die in den Grafiken in Klammern dargestellten Zahlen geben die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr an.

Gut drei Viertel der sächsischen Bevölkerung (76 Prozent) blicken optimistisch in ihre Zukunft. Während es bei den Ergebnissen hinsichtlich des Alters und des Geschlechts der Befragten so gut wie keine Unterschiede gibt, spielt das formale Bildungsniveau deutlich in die Beurteilung der persönlichen Zukunftserwartung hinein. 66 Prozent der Befragten mit einem Hauptschulabschluss sehen optimistisch in die Zukunft, bei den Befragten mit Hochschulabschluss sind es hingegen 83 Prozent.

Balkendiagramm zu den Zukunftserwartungen © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Die wirtschaftliche Lage Sachsens wird ebenso positiv gesehen wie auch die persönliche wirtschaftliche Lage. 78 Prozent der Befragten bewerten die wirtschaftliche Lage Sachsens als sehr gut oder eher gut, nur 18 Prozent sehen sie als eher schlecht oder sehr schlecht an. Die eigene wirtschaftliche Lage wird von 77 Prozent der Befragten als sehr gut oder eher gut eingeschätzt, 22 Prozent sehen sie als eher schlecht oder sehr schlecht an.

Die wirtschaftliche Lage dargestellt in einem Balkendiagramm. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Alles in allem sind die Sachsen mit den einzelnen Aspekten ihrer persönlichen Lebensumstände sehr zufrieden. Auf Platz eins der Zufriedenheitsliste steht – wie bereits im Sachsen-Moinitor 2016 – die Zufriedenheit mit der persönlichen Wohnsituation. 91 Prozent sind mit dieser sehr zufrieden oder eher zufrieden. Es folgen – sofern die Befragten berufstätig sind – die Beschäftigungssituation und das Ausmaß an Freizeit mit 83 bzw. 82 Prozent Zufriedenheit. Die Schlusslichter des Rankings bilden – wie bereits im Sachsen-Monitor 2016 – die Aspekte soziale Absicherung (68 Prozent), finanzielle Situation (67 Prozent) sowie Höhe der Lebenshaltungskosten mit 55 Prozent Zufriedenheit.

Persönliche Lebensumstände im Balkendiagramm dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Bei den Fragen des Sachsen-Monitors handelt es sich mit Ausnahme einer Frage um geschlossene Fragen, bei denen den Befragten Antwortmöglichkeiten zur Auswahl vorgegeben werden. Die Frage nach dem gegenwärtig wichtigsten Problem in Sachsen wurde hingegen als offene Frage formuliert. Die unterschiedlichen Antworten der Befragten wurden nach der Erhebung ausgewertet und in Themengruppen zusammengefasst.

Wichtigste Problem in Sachsen als Balkendiagramm dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Die Ergebnisse der Frage geben Aufschluss darüber, welche Personengruppen die soziale Durchlässigkeit in Deutschland kritisch betrachten. Wie im Vorjahr fällt auf, dass Personen, die sich selbst einer höheren sozialen Schicht zuordnen, die Aufstiegschancen deutlich besser bewerten als Personen, die sich selbst als Angehörige einer niedrigeren sozialen Schicht betrachten.

Aufstiegschancen im Balkendiagramm dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Die Beurteilung der Gerechtigkeit in Deutschland hängt stark vom Bildungshintergrund der Befragten ab. Es gilt: Je höher das formale Bildungsniveau, desto eher gehen die Befragten von gerechten Verhältnissen in der Bundesrepublik aus.

Umfrage zur Gerechtigkeit dargestellt im Balkendiagramm © Sachsen-Monitor 2017 - dimap
© Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Im Sachsen-Monitor 2017 fand dieses Instrument zur Messung der Stabilität der Demokratie erneut Anwendung. Nach einer bundesweiten repräsentativen Befragung aus dem Jahr 2016 sind 61 Prozent der Deutschen – 64 Prozent in Westdeutschland und 49 Prozent in Ostdeutschland – mit der Art und Weise, wie die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert, sehr zufrieden oder zufrieden.

Bewertung der Demokratie iom Balkendiagramm dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Wie bereits im Sachsen-Monitor 2016 bestätigt sich in der Erhebung 2017 folgende Erkenntnis: Je weiter entfernt Parlamente und Regierungen vom lokalen Umfeld sind, desto geringer ist das Vertrauen der Sachsen in sie. Am wenigsten vertrauen die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Kommission (27 Prozent) und dem Europäischen Parlament (28 Prozent). Der Bundesregierung schenken 39 Prozent der Sachsen Vertrauen, dem Bundestag 40 Prozent. Dem Landtag (48 Prozent) und der Landesregierung (51 Prozent) vertraut jeweils rund die Hälfte der Sachsen.

Vertrauen in die Institutionen der Demokratie in Balkendiagrammen dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Die Arbeit des Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich wird von einer Mehrheit der Sachsen ähnlich positiv bewertetet wie 2016. 60 Prozent (+2 Prozentpunkte) sind mit seiner politischen Arbeit sehr zufrieden oder eher zufrieden. 22 Prozent (-4 Prozentpunkte) sind eher unzufrieden oder sehr unzufrieden. Dies gilt auch für die Arbeit der gesamten Staatsregierung. 63 Prozent (+2 Prozentpunkte) sind sehr zufrieden oder eher zufrieden. 25 Prozent (-3 Prozentpunkte) sind eher unzufrieden oder sehr unzufrieden.

Zufriedenheit mit dem Ministerpräsidenten und der Staatsregierung im Balkendiagramm dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Die Zahl derjenigen, die sich für Politik interessieren und die Zahl der Desinteressierten halten sich ungefähr die Waage. Das Interesse an Politik im Allgemeinen (47 Prozent, -4 Prozentpunkte) ist praktisch genauso hoch wie das Interesse an Politik in Sachsen (46 Prozent, -1 Prozentpunkt). Die beiden Werte liegen auffällig nahe an der Wahlbeteiligung der letzten Landtagswahl, wobei hier keine gesicherten Rückschlüsse gezogen werden können. Es fällt auf, dass sich Ältere stärker für Politik – sowohl im Allgemeinen als auch in Sachsen – interessieren. Insgesamt hat das Interesse für Politik leicht abgenommen.

Interresse an Politik im Balkendiagramm dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Der Wunsch nach mehr Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an politischen Prozessen fällt deutlich höher aus als die tatsächliche Bereitschaft zur Beteiligung.

Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie im Balkendiagramm dargestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Einen Forschungsschwerpunkt des Sachsen-Monitors bildet die Messung menschenfeindlicher Einstellungen und Ressentiments im Freistaat Sachsen in Anlehnung an das etablierte Forschungskonzept der »gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit«. Darunter wird eine Feindseligkeit gegenüber »Personen aufgrund ihrer gewählten oder zugewiesenen Gruppenzugehörigkeit« verstanden.

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit dargestellt in Prozenten. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Insgesamt sind die persönlichen Erfahrungen mit Behörden sehr viel positiver als die allgemeine Einschätzung es erwarten ließe. 64 Prozent der Befragten haben, alles in allem, persönlich gute Erfahrungen mit Behörden gemacht. Dabei sind die Erfahrungen der älteren Generationen besser als die der jungen. 75 Prozent der Befragten über 70 Jahren geben an, sie hätten gute Erfahrungen gemacht, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 57 Prozent.

Umgang mit Behörden im Balkendiagramm darqgestellt. © Sachsen-Monitor 2017 - dimap

Ergebnisse zum Download

Auf Anfrage stellen wir Ihnen den SPSS-Datensatz gern zur Verfügung.

Fazit: ambivalent politische Stimmung und öffentliche Meinung im Freistaat Sachsen

Der Sachsen-Monitor 2017 bestätigt die im Vorjahr gewonnenen Erkenntnisse über eine als ambivalent zu bezeichnende politische Stimmung und öffentliche Meinung im Freistaat Sachsen. Einerseits ist die öffentliche Meinung geprägt von einer starken Zuversicht hinsichtlich der eigenen Zukunft und einer großen Zufriedenheit mit der eigenen wirtschaftlichen Situation. Zudem sind nahezu alle Sachsen stolz auf das, was seit der Wiedervereinigung erreicht wurde. Andererseits machen sich viele Sachsen auch Sorgen. Die größten Sorgen beziehen sich allerdings nicht auf die individuelle Situation der Befragten, sondern auf die allgemeine Lage der Gesellschaft. Viele Sachsen sorgen sich um die Gegensätze zwischen Arm und Reich, den Zusammenhalt der Gesellschaft und um das Wohlergehen kommender Generationen.

Angesichts der positiven Bewertung der wirtschaftlichen Lage ist es erstaunlich, dass fast jeder zweite Sachse der Meinung ist, er bekomme verglichen mit dem, wie andere in Deutschland leben, weniger als einen von ihm als gerecht empfundenen Anteil.

Die politische Kultur in Sachsen ist auf der einen Seite geprägt von einer großen Zufriedenheit mit der Arbeit des Ministerpräsidenten und seiner Staatsregierung. Zudem ist eine Mehrheit der Sachsen mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Deutschland in der Praxis funktioniert, zufrieden. Eine Mehrheit sieht die Kriterien freie Wahlen, Kritikmöglichkeit der Regierung durch die Opposition und den Minderheitenschutz in Deutschland als gewährleistet an. Auf der anderen Seite ist die politische Kultur von geringem Vertrauen in die Institutionen des demokratischen Systems geprägt. Insbesondere den Parteien, Regierungen und Parlamenten – mit Ausnahme der kommunalen Institutionen – schenkt nur eine Minderheit ihr Vertrauen. Einen Hinweis auf mögliche Gründe für das geringe Ver-trauen in demokratische Institutionen liefert die Befragung ebenfalls. Fast alle Sachsen halten es in einer Demokratie für wichtig, dass die Regierung soziale Ungleichheit abbaut und den Bürgern ihre politischen Vorhaben erklärt. Allerdings sieht jeweils nur eine Minderheit diese beiden Kriterien in Deutschland als erfüllt an.

Ressentiments gegen Personen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit – insbesondere gegen Ausländer und Muslime – sind nach wie vor in Teilen der sächsischen Bevölkerung verbreitet. Eine Mehrheit der Sachsen ist der Meinung, dass Deutschland aufgrund der hier lebenden Ausländer in einem gefährlichen Maß »überfremdet« sei. Gleichzeitig gibt jeweils nur eine kleine Minderheit an, im privaten oder beruflichen Umfeld häufig oder manchmal Kontakt zu Ausländern zu haben. Die Mehrheit der Sachsen weist jedoch nur einen niedrigen Grad an gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auf – stimmt also den überwiegenden Aussagen zur Messung von Ressentiments nicht zu.

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