Die »Bürgerwerkstatt« in Dresden

Bei der siebten Bürgerwerkstatt in Dresden kamen mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger der Einladung nach, um über Zukunftsperspektiven für das Jahr 2030 der Landeshauptstadt zu diskutieren. Als Sachverständige und Gesprächspartner waren eingeladen: Der Oberbürgermeister Dirk Hilbert, der Bürgermeister (Beigeordneter für Finanzen, Personal und Recht) Dr. Peter Lames, der Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern Prof. Dr. Günther Schneider und der Leitende Polizeidirektor aus Dresden René Demmler.
Ein vieldiskutiertes Thema an den Tischen war die Verkehrspolitik. Viele Diskussionsteilnehmer wünschen sich eine weitere Verbesserung des ÖPNV, anderen ging es um den Ausbau der Radwege. Wiederum andere setzen sich für möglichst autogerechte Straßen ein. Es zeigte sich, wie schwierig es ist, alle Interesse unter einen Hut zu bekommen. Angesprochen wurden dabei auch konkrete Vorhaben wie der Ausbau der Königsbrücker Straße. Manchen Teilnehmern war die seltene Ahndung von Ordnungswidrigkeiten bei sogenannten »Kampfradlern« ein Ärgernis; sie fordern mehr Rücksichtnahme auf Kinder und ältere Fußgänger, Aufklärung über Hirnverletzungen bei Radfahrunfällen und u. a. am »Blauen Wunder« eine höhere Kontrolldichte und spürbare Bußgelder.
Außerdem wurde über Alterseinsamkeit gesprochen. Eine aktivere und einander helfende Nachbarschaft kann es den älteren Menschen ermöglichen, dort zu altern, wo sie den Großteil ihres Lebens verbracht haben. Ältere Menschen sollen nicht durch steigende Mieten zum Wegzug aus ihren angestammten Vierteln gedrängt werden. Seniorenheime oder – -wohngemeinschaften sollten dafür stadtteilbezogen gebaut oder zur Verfügung stehen. Für eine freundliche Nachbarschaft bedarf es auch der Mithilfe der jüngeren Generationen. Ein respektvollerer Umgang miteinander und die Vermittlung von Werten können so erlernt und gelebt werden.
Steigende Mieten war ein anderes Diskussionsthema. Die Anwesenden forderten eine Stadt, in der sich Alle die Mieten leisten können. Die Teilnehmenden forderten mehr kommunalen Wohnraum. Außerdem erhoffen sie, dass Randgruppen zukünftig nicht in abgelegene Bezirke »abgeschoben« werden, sondern dass es zu einer Mischung innerhalb der Stadt kommen wird. Auch wünschten sie eine bessere Willkommenskultur gegenüber Ausländern. Warum könne man nicht auch Willkommenskulturhauptstadt werden? Dazu müssen nach Auffassung der Anwesenden, die Ausländerbehörden einen besseren Umgang mit Asylsuchenden pflegen.
Beim Thema Bildung wurde über die Qualifizierung von Lehrern gesprochen ebenso wie über einer Stärkung der Schülerinteressen. Ein gegenseitiger guter Umgang sei besonders im Bildungsbereich sehr wichtig. Neben der Digitalisierung der Schulen wurde eine Gleichstellung von Privatschulen und staatlichen Schulen gewünscht sowie eine gleiche Bezahlung des Personals unabhängig von den Schultypen.
Nur wenigen Bürgern, so zeigte es sich bei der Bürgerwerkstatt, macht die Sicherheitslage in der Landeshauptstadt Sorgen. Die Dresdner empfinden ihre Stadt überwiegend als sicher.
Zum Ehrenamt wurde vielfach der Wunsch nach Bürokratieabbau und vereinfachten Antragstellungen gefordert. Viele der Teilnehmer an der Bürgerwerkstatt engagieren sich ehrenamtlich und wünschen sich eine Stärkung und eine höhere Würdigung des Ehrenamts. Auch wären »Kanäle«, die die Kommunikation, Vernetzung und Austausch untereinander erleichtern und unterschiedliche Interessen besser miteinander verbinden, von Nöten.
Die Anwesenden fordern eine »befähigte mündige Bürgerschaft«, die mitgestalten kann und darf. Sie selbst möchten sich gern in gesellschaftliche Debatten einbringen. Dabei wurde der Wunsch geäußert, dass Bürgerdialogveranstaltungen wie die Bürgerwerkstatt bis 2030 zu einer regelmäßigen und selbstverständlichen Angelegenheit werden. Nur so kann ein besserer Umgang miteinander gelingen. So wurde z.B. zur Verbesserung der gegenseitigen Kommunikation zwischen Verwaltung und der Zivilgesellschaft ein Bürgerdialog vorgeschlagen. Der durch die Verwaltungsspitze neu initiierte Veränderungsprozess der Verwaltungskultur weg vom »Kästchendenken« hin zum »Ermöglichungsdenken« wurde grundsätzlich begrüßt.