Die »Bürgerwerkstatt« in Torgau
Die fünfte Veranstaltung der Dialogreihe„Miteinander Reden! – Bürgerwerkstatt“ fand in Torgau statt, zu der eine Vielzahl von ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus dem Landkreis Nordsachsen eingeladen waren. Die Teilnehmer tauschten sich über die Herausforderungen in und um ihren Landkreis aus und entwickelten Vorstellungen, die das Leben in Sachsen bis ins Jahr 2030 verbessern und für die zukünftigen Generationen lebenswerter machen sollten. Dabei kamen sie mit vier Sachverständigen ins Gespräch: Landrat des Landkreises Nordsachsens Kai Emanuel, 1. Beigeordneter und Dezernent (Bau und Umwelt) Dr. Eckhard Rexroth, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Stefan Brangs und dem Polizeipräsidenten Torsten Schultze.
Das meistdiskutierte Gesprächsthema war das des Ehrenamt. Die Anwesenden vertraten die Meinung, dass das Ehrenamt unter Druck stehe. Der Nachwuchs fehle und komme dem ehrenamtlichen Engagement kaum noch nach. Gründe hierfür wurden auch in der fehlenden Wertschätzung festgemacht. Die Teilnehmenden wünschen sich eine bessere Würdigung, sei es durch monetäre Entschädigungen oder durch Sachleistungen. Arbeitgeber sollen steuerlich besser gestellt werden, wenn sie Arbeitnehmer beschäftigten, die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr oder des THWs seinen. Außerdem beklagten sie bürokratische Hürden. An sich einfache Anträge seien mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. Verstärkt wurde auf die Datenschutzverordnung verwiesen, bei der besonders kleine Verbände ihre komplette Verbandsarbeit umstellen müssten. Fotos können nicht mehr so einfach aufgenommen werden, da hierfür etliche Unterschriften und Einverständniserklärung notwendig seien. Diesen Mehraufwand können die wenigen Mitgliedern kaum bewältigen. Hier schlugen sie vor, das Programm Hauptamt hilft Ehrenamt zu verstetigen, damit das Ehrenamt sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren könne.
Außerdem wünschten sich die Anwesenden eine bessere Vernetzung untereinander. Abende wie diesen sollten verstärkt genutzt werden, um Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu erkennen und gemeinsame Lösungen herauszuarbeiten.
Zusammen mit dem Polizeipräsidenten Herrn Schultze wurde über die Differenz zwischen subjektiver und objektiver Sicherheit gesprochen. Während laut Schultze die Statistiken der Polizei und die sinkenden Zahlen von Kriminalität im Landkreis Nordsachsen deutlich für sich sprechen, so fühlen sich doch viele Teilnehmenden in ihrem Umfeld unsicher. Ein Grund für dieses Gefühl wurde in der reißerischen Berichterstattung der Medien und besonders der Sozialen Medien gefunden. Die Anwesenden wünschen sich eine verstärkte Präsenz der Polizei auf den Straßen. Bestehendes Misstrauen in die Polizei sollte durch Präventionsarbeit weiter abgebaut werden.
Bedingt durch die Beschlüsse der Kohlekommission diskutierten die Anwesenden über die zukünftige Energieversorgung. Die Thematik war weit gefächert und fokussierte sich auf die staatlichen Fördermöglichkeiten für die Stromspeicherung bei erneuerbaren Energien. Beklagt wurde die Situation, dass die Menschen einerseits eine umweltfreundliche Energiegewinnung wünschen und erneuerbare Energien prinzipiell gut finden, andererseits konkrete Standorte für die Aufstellung von Windrädern schwer zu finden sind, weil niemand sie vor der eigenen Haustür haben möchte.
Bei Planungen zum Ausbau von Teichen im Zuständigkeitsbereich der Landestalsperrenverwaltung schlugen die Teilnehmer frühzeitige regionale Informationsveranstaltungen für interessierte Bürger vor, so dass z.B. Umweltverbände ihren Sachverstand frühzeitig dabei einbringen können.
Auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wurde thematisiert. Die Anbindungen sowohl an die Großstadt Leipzig als auch zwischen den Orten innerhalb des Landkreises Nordsachsen sei verbesserungswürdig. Die Teilnehmer an der Bürgerwerkstatt wünschten sich außerdem günstigere Ticketpreise. Wichtig sei es, dass der ländliche Raum nicht außen vor bleibt.